„Wie bitte bin ich denn in diese Scheiße geraten?“
oder
"Der ganz normale Wahnsinn meines Lebens“
Bestandsaufnahme:
Ziemlich emotional am Boden bin ich im Moment gerade mal wieder. Zumindest hab ich im wirklich letzten Moment mein übrig gebliebenes bisschen Stolz und Würde vom Boden aufgekratzt und versuche gerade verzweifelt, mich damit noch davon zu stehlen. Ich würde es mir jedoch durchaus zutrauen, dass mein Lauf ins Stocken gerät und ich die letzten Fetzen Selbstachtung in alle Winde streue. Nicht, weil ich das rein rational für angebracht halte, sondern einfach und allein der Dramatik zu Liebe, fände ich das eine überaus nette Idee. Ich hab mich emotional gesehen total übernommen, mit dem Resultat, dass ich mal wieder – wie schon so oft- der unausgeglichenste und nachdenklichste Mensch bin, den man sich vorstellen kann. Stundenlange Schlaflosigkeit, wirre Gedanken, die sich mit großer Beharrlichkeit im Kreis drehen, Meinungen und Einstellungen, die sich jeden Tag ändern und Gefühle, die sich weder zuordnen lassen noch irgendwie der Situation entsprechend wären, quälen mich den ganzen Tag. Etwas abwesend geistere ich durch meinen Alltag und frage mich, was eigentlich schief gelaufen ist.
Ursache allen Übels sind jedoch nicht meine Examensprüfungen, die eigentlich meine komplette Aufmerksamkeit in Anspruch hätten nehmen sollen. Auch nicht meine Vorbereitungen für Paraguay oder mein momentaner Job machen mir wirklich zu schaffen. Das sind alles Dinge, die mich noch nicht mal wirklich interessieren seit diesem einen zauberhaften, schicksalhaften Abend der mein Leben grundsätzlich ändern sollte.
Grund meiner geistigen Umnachtung ist, wie auch nicht anders zu erwarten, ein Kerl, den ich seit knapp einem Monat kenne. Die Kürze der Zeitspanne sagt jedoch nichts über die Intensität oder das Ausmaß des Fiaskos aus, das ich hier gerne schildern möchte. Da mein Leben konstant in 16 facher Geschwindigkeit abzulaufen scheint, kann ich in einem Monat so einiges gegen die Wand fahren, gigantisch viele Fettnäpfchen aufsuchen und mich zielstrebig und sehr geschickt in eine total verfahrene Situation navigieren, aus der ich dann so schnell nicht wieder heraus komme, ohne wirklich Federn dabei zu lassen.
Ausgangspunkt bzw. Beginn der Dramatik
Begonnen hat unsere kleine Romanze an einem schicksalhaften Abend, den ich mit meinen Freunden in meinem Lieblingsclub verbracht habe. Allein die Tatsache, mal wieder von jemandem angesprochen worden zu sein, der irgendwie in meiner Liga zu spielen schien, war schon Grund genug für mich, ihn in der selben Nacht noch mit nach Hause zu nehmen. Es hat sich so angefühlt, als ob das so seine Richtigkeit hat und im Nachhinein möchte ich eigentlich fast behaupten, dass unser erstes Treffen etwas Magisches hatte. Etwas magisch anziehendes auf jeden Fall, denn wie zwei Magnete klebten wir nach sehr kurzem Einleitungsgeplänkel aneinander. Nach bald zwei Jahren an Affären und anderem Belanglosem, was durchaus in der Lage ist einen darüber hinwegzutäuschen, dass es doch noch ernste Gefühle gibt, eigentlich auch nicht besonders verwunderlich, dass ich gar nicht mehr auf die Idee gekommen bin, mich für demnächst auf einen Kaffee zu verabreden. Mir war innerhalb der ersten paar Minuten ja schon fast klar geworden, dass ich unmöglich auf morgen warten kann um zu wissen, ob er im Bett denn auch hält was der erste Eindruck meiner Fantasie zu verstehen gab. Für ein Mädchen messe ich wohl der Tatsache, dass Vorfreude die schönste Freude ist, etwas arg wenig Bedeutung bei. Vor allem das Phänomen, dass wir nicht die Finger voneinander lassen konnten war für mich ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Sache Zukunft hat! Die körperliche Anziehungskraft war gigantisch. Sein Körper bewegte sich nahezu hypnotisierend rhythmisch zur Musik, seine Küsse waren heiß und leidenschaftlich und auch vom Aussehen her fiel er genau in mein Schema. Der philippinische Touch verleiht ihm in meinen Augen das gewisse Etwas und sein Charme ist zwar typisch amerikanisch überzogen, aber genau das richtige, wenn man unter einem sehr stark gesteigerten Aufmerksamkeitsbedürfnis leidet. „It is going to drive me crazy not seeing you over the entire weekend“ war der Text der ersten sms, die ich von ihm im Anschluss an eine heiße Nacht erhalten habe.
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