01.11.2007

Zwischen den Zeilen 14.10.2007

Zwischen den Zeilen:

Der Amerikaner hat sich leider nicht mehr groß bei mir gemeldet. Samstagabend haben wir uns gleich so gut verstanden, dass ich etwas übermotiviert gleich mit ihm nach Hause gegangen bin. Seine Mission war recht klar und eindeutig und führte relativ schnell vorbei an dem gigantischen Swimmingpool und den anderen Luxusgütern im Haus in sein Schlafzimmer. Meine Chancen die Anständige zu miemen wäre zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch gegeben gewesen, aber spätestens als ich schon die Hälfte meiner Klamotten losgeworden war, war der richtige Zeitpunkt definitiv überschritten. Panisch fiel mir wieder ein, dass ich ja eigentlich nicht mehr mit Männern schlafen wollte, so lange ich keine Beziehung habe. Nach einem kleinen Ausflug in sein Badezimmer, wo ich einen Zettel fand auf dem Pedro die Nachricht an irgendeine Person hinterlassen hatte, dass er gerne mit ihr Zeit verbringt und auch gerne mit ihr schläft, kam ich total geläutert zurück und mit dem gigantisch tollen Plan, das wunderschöne Anwesen schnellstmöglich zu verlassen. Mein Problem ist jedoch wie immer meine eigene Inkonsequenz gewesen, die dazu führte, dass ich noch weiter Kleidungsstücke verlor, bevor ich dann endgültig die Handbremse anzog. Dies tat ich dann dafür mit so einem Ruck, dass ich nur zu gerne das Gesicht des tapferen Pedros gesehen hätte. Irgendwie versuchte ich noch die Situation mit den Worten „ For me this has a lot to do with trust and since I only know you since 3 days…“ Zum Glück war es ziemlich dunkel, weil ich doch etwas Farbe im Gesicht bekam, als mir selbst bewusst wurde, dass diese Scheiße gerade aus meinem Mund gekommen war. Wie man überhaupt so schamlos lügen kann frage ich mich im Moment, gerade als ich meine Worte rekapituliere. Wie auch immer, er gab nicht sofort auf, erst als ich hinzufügte, dass es wohl besser wäre, wenn er mich jetzt nach Hause bringen würde befanden wir uns kurze Zeit später schweigend in seinem Auto. Da wusste selbst ich nicht mehr was ich dazu sagen sollte. Er war höflich genug auf meine Abschiedsworte zu erwidern, dass er auch einen schönen Abend mit mir gehabt hätte. Seit dem habe ich mich oft gefragt, warum ich es nicht schaffe entweder das eine oder das andere zu machen. Wenn ich mir schon etwas vornehme müsste es doch möglich sein, das ich das mal durchziehe und nicht zur Hälfte einknicke und mich dann völlig abstrakt verhalten muss um aus dieser Situation wieder raus zu kommen. Wenn ich wirklich ein anständiges Mädchen wäre, hätte ich mich wohl kaum erst in die Höhle des Löwen schleifen lassen…Wie auch immer mein ganzes Theater hat ihm wohl nicht geschmeckt und auch keinen Anreiz geboten die Sache weiter zu verfolgen. Eigentlich ist das ja auch nicht überaus tragisch für mich, aber es kratzt schon sehr an meinem Ego und außerdem könnte ich mich Ohrfeigen für meine absolut abstrakte nicht nachvollziehbare Aktion. Ich habe mir vorgenommen meine Leistung in Bezug auf erfolgreiches Dating jetzt langsam zu steigern. Zuerst mal muss ich es schaffen zwei Dates zu überstehen ohne in der Kiste zu landen und danach 3. Vielleicht lerne ich so gewisse Dinge wieder zu schätzen und konzentriere mich endlich mal auf innere Werte und renne nicht nur wieder irgendeinem knackigen Hintern hinterher. In der Theorie ist der Ami ja auch wirklich gar keine so tolle Person. Aber die Theorie interessiert mich immer überhaupt nicht mehr, sobald Pheromone im Spiel sind und ich gerade mal wieder überhaupt nicht mehr Herrin meiner Lenden bin, wie manch einer mir auch schon vorgeworfen hat (DANKE MIKEL). Trotzdem hab ich meine Vorsätze noch nicht gebrochen. Immerhin bin ich noch im Spiel auch wenn ich mich frage, warum ich dieses Spiel überhaupt spielen will. Das ganze gestaltet sich irgendwie wie eine zeitlich nicht absehbare Fastenzeit! Und je länger sie sich hin zieht umso schlechter stehen meine Chancen diese auch wirklich durch zu ziehen ohne schwach zu werden. Da bleibt nur die Hoffnung, dass das was danach folgt wenigstens diesen Aufwand wert war oder sich einfach überhaupt nicht von vorangegangenem unterscheidet.

19.08.2007

Teil 3

Das Schicksal entscheidet sich mitzuspielen und noch mehr Scherben und Bruchstücke entstehen, die ich versuche verzweifelt zusammen zu fügen


Zusätzlich hatte es sich jedoch auch das Schicksal zur Aufgabe gemacht die ganze Angelegenheit irgendwie spannend und dramatisch zu halten. Gleich am nächsten Tag schon, befand ich mich wieder in einer unerwarteten dramatischen Situation, auf die ich reagieren musste. Mit mehreren wohlverdienten Bier nach der Examensprüfung intus, sah ich mich mit der Situation konfrontiert, genau einen Tisch neben meinem „Exfreund“ zu sitzen und mir alle Mühe zu geben in dieser überraschenden Szene die Oberhand zu behalten. Mit laut schallendem Gelächter und jeder Menge guter Laune übertünchte ich in nahezuher Perfektion die Tatsache, dass ich ganz schön verletzt war, weil wir wie komplette Fremde an unterschiedlichen Tischen genau nebeneinander saßen. Als er sich plötzlich von den Bierbänken entfernte und um die nächste Ecke verschwand, sah ich meine große Chance gekommen das kleine Pflänzchen Liebe, das ich mit zu viel Dünger und Euphorie hatte platzen lassen, doch noch mal zum Leben zu erwecken. Er war definitiv froh mich zu sehen, weil auch ihm die Situation nicht wirklich angenehm war. Nach einer kurzen Entschuldigung von meiner Seite sah ich mir selber dabei zu, wie ich ihm erklärte, dass die von ihm vorgeschlagene Freundschaft auf keinen Fall für mich in Frage käme. Bis zu diesem Punkt ist das ja so weit auch richtig, jedoch hätte die logische Konsequenz, uns nicht mehr zu sehen, sein müssen. Da ich jedoch in den letzten 2 Jahren, ohne mir wirklich darüber bewusst zu sein, meine mühsam in einer schwäbischen Kleinstadt angesammelten Moralvorstellungen nach und nach über Bord geworfen habe, schlug ich ihm eine Affäre vor. Was sozusagen „safe base“ für mich bedeutete, weil ich in dieser Hinsicht ja einiges an Erfahrung sammeln konnte! Nach einem Tag Bedenkzeit hat er dann das vorgeschlagene noch mal schön für mich mit den Worten: „So, if you want to continue just to be involved at a physical level, there's not a lot more I can promise. I will DO my best to give you physical pleasure as you have given ME before!” auf den Punkt gebracht. Selbst zu diesem Zeitpunkt muss ich ehrlich zugeben, war ich noch sehr optimistisch, dass aus dieser Abmachung doch noch eine tiefer gehende Bindung entstehen kann. Nicht, weil mein überaus wacher Verstand mir das sagte, sondern weil da mal wieder mein altbewährtes Bauchgefühl den Verstand ausschaltete. Das hat mich dann vielleicht auch dazu verleitet, als ich an diesem Abend schon wieder zufällig auf ihn stieß (in einer Menschenmasse von mehreren 100 000 Leuten= gedeutet als Wink des Schicksals!), seiner Anfrage, ob er später noch mit zu mir kommen kann, zu zustimmen. Um das Ausmaß meines moralischen Falls seit dem Verlassen der Kleinstadtidylle zu begreifen, sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich mit meiner ehemaligen Affäre zusammen unterwegs war als ich mal wieder total unerwartet in Michelangelos braune Bambi-Augen blickte. Ich verstehe wirklich und überhaupt nicht, wie er mich überhaupt für ein „leichtes Mädchen“ halten kann: Ich habe doch ziemlich unauffällig die Hand meiner Exaffäre von meinem Hintern entfernt, bevor ich mich wieder ihm an den Hals geschmissen habe (Ironie Ende). Interessanterweise ist mir auch am nächsten Morgen, als ich in Michelangelos Armen vor meiner Waschmaschine in der Küche aufgewacht bin, immer noch kein Licht aufgegangen, das wohl irgendetwas definitiv falsch läuft. Das Gefühl der Leere stellte sich erst später ein, als der wundervolle Küchenlover noch vor 11 Uhr die Kurve kratzte, um nicht mit meinen beiden Freundinnen konfrontiert zu werden, die in meinem einzigen Schlafzimmer nächtigten.

In meinem immer verwirrter werdenden Zustand hatte ich zur Abwechslung eine gute Idee und bin zu meiner Familie gefahren, um mich dort wieder etwas aufpäppeln zu lassen. Dort habe ich es mit viel mütterlichem Zuspruch auch einigermaßen geschafft von meinem total theatralisch überzogenen Gefühlstrip einigermaßen wieder runter zu kommen. Es war jedoch nicht unbedingt beruhigend von der eigenen Mutter attestiert zu bekommen, dass man beziehungsunfähig ist, was dann wohl irgendwie die Höchststrafe überhaupt darstellt. Meine Tendenz Menschen zu überfahren mit meinen starken Präferenzen und Ansichten ist keine besonders einfache Eigenschaft, wenn man versucht eine Beziehung aufzubauen. Auch die Tatsache, dass der starke unabhängige Mensch mit hohen Absätzen, den man kennen lernt sich um eine Mogelpackung handelt und sich in kürzester Zeit in einen nicht einmal 1,60Meter großen Klammeraffen verwandeln kann, ist wahrscheinlich für so manchen Mann ein übler Schock. Auf jeden Fall ist es für das zarte Beziehungspflänzchen eine tödliche Mischung, wenn der Angebetete selbst keine starken Präferenzen und Ansichten hat und schon nach dem dritten Treffen am Rand anmerkte: „I don´t know if I will be able to handle you.“ Interessanterweise hatte ich das zu diesem Zeitpunkt eher als Kompliment empfunden und gar nicht dran gedacht, dass ich wohl für manche Menschen einfach „too much“ sein könnte.

Gestärkt durch Muttis mit Liebe gekochtem Essen, kehrte ich nach einer Woche der Pause an den Ort des Geschehens zurück. Im Gepäck hatte ich neben weiterer Verpflegung mein wieder sehr gestärktes Ego und einen Haufen guter Vorsätze. Auch mit von der Partie war mein altbewährter Dickkopf. Nachdem ich schon so viel in die Sache investiert hatte und nachdem ich nun schwarz auf weiß hatte, dass ich wegen dem ganzen emotionalen Disaster meine Examensprüfung versaut hatte, konnte man das ja wohl kaum so auf sich beruhen lassen. Angedacht war von mir ein unverfängliches Abendessen. Deswegen verschlug es mir vor lauter Zorn auch sofort den Atem, als er mir im Chat andeutete, dass er total Hunger auf mich hätte. Unfairerweise hatte ich ihn ja nicht darüber informiert, dass ich einen Sinneswandel durchgemacht hatte und das Affären nun einfach nicht mehr mit meinen moralisch jetzt wieder total hochwertigen Ansichten in Einklang zu bringen waren. Mit der Aussage, dass das wohl eher das Business seiner Hand wäre als meins und ein paar weiteren Kommentaren, die ihn wie ein riesen Arschloch dastehen ließen, verabschiedete ich mich theatralisch aus dem Chat. Auf seine sms, dass er schon wieder wie ein Arsch wirkt und das nicht beabsichtigt hätte, gab ich ihm deutlich zu verstehen, dass ich die Nase voll hätte von seinen Entschuldigungen und kurz davor wäre wirklich zu glauben, dass er wirklich der „jerk“ sei, der er ständig bestreitet zu sein. Beabsichtigt war dadurch definitiv, dass dieser Satz seinen Ehrgeiz anspornt doch kein „jerk“ sein zu wollen. Völlig überrascht stellte ich jedoch fest, dass er sich dadurch noch mehr zurück zog und mir zu verstehen gab, dass er es verstehen kann, wenn ich keinen Kontakt mehr mit ihm haben will.

Obwohl die Situation an dieser Stelle wirklich mehr als verfahren war und irgendwie die Chancen schlecht standen, dass sich die einzelnen Scherben und Bruchstücke einer ehemals guten Sache noch mal wieder zusammensetzen lassen würden, griff ich noch mal ganz tief in die Trickkiste und verfasste eine weitere E-Mail an ihn. Ich fragte ihn was mit der wundervollen Person passiert wäre, mit der ich so bezaubernde Tage auf dem Schloss und an dem Weiher verbracht hätte. In der selben Nacht kam noch die Antwort, dass er immer noch diese Person sei, sie aber manchmal nicht mehr sein wollte, weil er zu viele eigene Probleme hätte und mich definitiv nicht mehr verletzen wolle. Daraufhin kam ungefähr 2 Wochen nach unserem letzten Treffen endlich wieder ein persönlicher Kontakt zustande. Es war ein wirklich schöner Abend mit ihm. Eingekuschelt in seine starken Arme saß ich im Abendrot am Neckar und genoss total seine Anwesenheit und die Gespräche mit ihm. Wir haben viel zusammen gelacht und er hat mir anvertraut, dass er einen überaus interessanten Tick hat, der mich sehr stark an Fernsehkommissar Monk erinnerte. Es war an dem Abend wieder so, wie wenn nie irgendetwas zwischen uns schief gelaufen wäre. Magnetisch voneinander angezogen klebten wir wieder aneinander und ließen kaum eine Gelegenheit aus, um uns zu Küssen. Irgendetwas ausdiskutiert, abgesehen von allgemeinen Diskussionen über Werte und Ansichten, haben wir eigentlich nicht, sondern bloß die Anwesenheit des anderen genossen. Trotz besserer Vorsätze konnte ich es auch kaum lassen, ihn mit nach Hause zu nehmen. Sich dann noch etwas näher in den Armen zu liegen ist auch definitiv eine Sache, die man sich nur ungern entgehen lässt, wenn man so ein anhänglicher Mensch ist wie ich.

Ein weiterer triftiger Grund:



In dieser Nacht schlief ich das erste Mal seit langem wieder richtig gut. Ich fühlte mich überaus glücklich und war wieder total überzeugt, dass sich nun alles ändern würde. Es blieben nur geringe Zweifel in Bezug auf die Frage, was wohl passieren würde, wenn man das Eisen wieder ein Stück von dem Magneten entfernt und die Anziehungskraft auf die Distanz schwächer wird……

14.08.2007

Teil 2

Zuspitzung der Dramatik oder wie erste aufkeimende Zweifel am Besten mit einer ordentlichen Portion Einbildung erstickt werden können


Auch der zweite Abend mit ihm war geprägt von süßen Momenten, jeder Menge Süßholzrasplerei auf seiner Seite und jeder Menge sich gigantisch schnell entwickelnder Gefühle auf meiner Seite des Tisches. Genau eine Woche nach dem ersten erfolgreichen Beschnuppern sind wir dann schon als Pärchen auf einer Geburtstagsparty einer Freundin aufgetaucht. Er hat einfach dort den Arm um mich gelegt und mich vor allen auf den Mund geküsst. Das war ja auch sehr in meinem Einverständnis und sein Reviermarkieren stieß bei mir auf keinerlei Widerstand. An dieser Stelle wird mir gerade bewusst, dass ich es ihm wirklich nicht einmal schwer gemacht habe in dieser kurzen Zeit. Nachdem er den Gipfel der Lust schon innerhalb der ersten 8 Stunden bestiegen hatte, wurde es dann zunehmend immer schwerer ihn mit neuen Sinneindrücken bei der Stange zu halten, denn wie noch Steigern, wenn es kaum mehr eine Steigerung gibt. Die Idee, dass ich ja nicht umsonst jede Menge Bücher lese oder vielleicht andere positive Eigenschaften haben könnte, hat leider ein bisschen auf sich warten lassen. Bis dahin ließ ich mal den Auto-Piloten laufen, der sich im Bereich von Affären und Belanglosem besonders gut auskennt.

An dieser Stelle möchte ich vielleicht zu meiner Verteidigung anbringen, dass die lange Sehnsucht nach einer Beziehung einen dazu verleiten kann, ohne jegliche Geduld alles gleich haben zu wollen und zusätzlich mit einer extra fetten rosa Brille durchs Leben zu gehen! Spätestens nachdem wir dann eine Woche nach unserem ersten Treffen an den Ort des ersten Blickkontakts zurückgekehrt sind, um noch mal ordentlich an der Stelle zu Knutschen an der wir uns zuerst geküsst haben, war ich dann wohl irgendwie gar nicht mehr Herr bzw. Frau meiner Sinne. Sehr zur Überraschung von allen meinen Freunden habe ich gleich am nächsten Tag laut und mit Nachdruck in die Welt posaunen müssen, dass ich wieder vergeben bin und mir sicher bin, dass das diesmal etwas total festes ist. Wahrscheinlich hab ich mir das eher selbst versichern müssen als allen anderen. Ich bin wohl mal wieder mit meinem Herzen nicht wirklich vorsichtig umgegangen und habe es nach gerade mal 3 Treffen (und 3 wunderbar leidenschaftlichen Nächten wohlgemerkt) mit Inbrunst und sehr viel Leidenschaft einem Kerl mit dem poetischen Namen Michelangelo Libido in die Hand gedrückt. Ohne ihn wirklich zu kennen, habe ich ihm in kürzester Zeit meinen sorgsam gebackenen Beziehungskuchen, den man ja eigentlich maßvoll auf die besonderen Menschen, die man in seinem Leben trifft verteilen sollte, nahezu nachgeschmissen. Anders metaphorisch gesprochen habe ich die sorgsam um mich rum aufgebaute Mauer der Unabhängigkeit eingerissen und mich ohne einen letzten Zweifel an der Sache zu lassen, mit allem was dazu gehört in diese Beziehung gestürzt. Es spielt ja eigentlich kaum eine Rolle, was er für ein Kerl er ist, denn mein Bauchgefühl ist sich ja zum Glück total sicher, dass die ganze Sache eine gute Idee ist! Hauptsache die Szenerie entspricht meiner Vorstellung von Romantik, Theatralik und Tiefgang und hat wahnsinnig viel Bedeutung, weil ja alles immer Bedeutung haben muss und man Menschen ja auch immer aus einem bestimmten Grund trifft. In diesem Fall sehr eindeutig und sofort klar für mich erkennbar:


Die Liebe meines Lebens.

Michelangelo Libido

Der gemeinsame Einzug in sein Haus in LA lief schon vor meinem inneren Auge ab und was mich ab diesem Zeitpunkt wirklich beschäftigte, war die Frage, ob tatsächlich Kinder mit etwas dunklerer Hautfarbe, aber dafür meinen blonden Haaren entstehen können. Die kleinen Schönheitsfehler an der ganzen Geschichte, wie das sehr unregelmäßige Melden, einem ordentlichen Maß an Distanz, wenn man gerade mal nicht zusammen ist oder manch andere merkwürdige Situationen, in der wir uns die nächsten Wochen befanden, habe ich ohne weiteres durch meine überaus blühende Fantasie ausgleichen können. Wirklich bewundernswerte Eigenschaft meinerseits eigentlich, die sogar genügend PLAUSIBLE Gründe für die Tatsache gefunden hat, dass ich nicht mal auf seine Geburtstagsfeier eingeladen war. Interessant war auch die Szene, der ich ausgesetzt war, als ich ihn zufällig in einer Pizzeria getroffen habe. Umrundet von drei paar Frauenaugen, die verdächtig oft verliebte Blicke in seine Richtung warfen, war ich doch etwas verwundert darüber, dass er mir eigentlich gesagt hatte, dass er beschäftigt sei. Nichts desto trotz konnte das ja so nicht stehen gelassen werden, weil meinem viel zu gut ausgeprägtem Ego nach, kann es ja wohl kaum sein, dass er sich nicht wirklich in mich verliebt hat! Und außerdem ist da ja immer noch mein sehr gut funktionierendes Bauchgefühl, das mich über jeden Zweifel erhaben sein lässt!

In einem von mir ausgesuchten romantischen Setting haben wir anschließend an diese etwas unerfreulicheren, aus dramatischen aber definitiv plausiblen Gründen geschehenden Missverständnisse, zwei unvergleichlich tolle Mittage verbracht. Incredible days with lots of passion, romance and great conversation. Leidenschaftliches Küssen auf einem Burgturm, Baden an einem romantischen Weiher und eng umschlungen auf dem Roller durch die Weinberge fahren war genau meinen Vorstellungen entsprechend und etwas anderes hatte ich ja auch gar nicht erwartet, weil die Hoffnung schließlich immer zuletzt stirbt und ich doch durchaus über Attribute verfüge, die etwas unentschlossenen Männer durchaus überzeugen können. Die Rollen waren ja auch schon am Anfang des Tages verteilt worden und ich war überaus glücklich zu sehen, dass er sich entsprechend der von mir geschriebenen Regieanweisungen verhalten hat. Zwei Tage, die mich alles drum herum vergessen ließen und mich wieder bestätigten, dass ich doch Recht gehabt hatte. Vielleicht waren sie jedoch auch nur von mir inszeniert worden, um wenigstens vor mir selber Recht behalten zu können. Groß war natürlich die Enttäuschung, als die Anrufe nahezu komplett ausblieben, die sms nicht mehr so großkotzig romantisch und schmeichelnd waren und ich langsam doch erkennen musste, dass ich leider nicht jeden Tag Drehbuchautor sein darf, sondern nur wenn es ihm auch in den Kram passt. Höhepunkt der Eskalation war dann ein Treffen, bei dem wir uns gegenüber standen und er versuchte jeglichen Körperkontakt zu vermeiden. Mit einer abartigen Distanz in der Mimik und Gestik hat er mir rein freundschaftlich banalen Alltagskram aufgetischt. Aufgrund der großen Anziehungskraft zwischen uns hatte diese ausgebremste Szene etwas überaus merkwürdiges und nahezu komisches. Es ist zum ersten Mal aufgefallen, dass wir uns ohne Körperkontakt vielleicht gar nicht so viel zu sagen haben. Damit konnte ich dann natürlich gar nicht mehr umgehen. Mit den monumental dramatischen Worten „Thanks for everything! You are a great person and definitely made a difference in my life. I am very happy that I´ve met you but I think we shouldn´t meet any more!”, beendete ich die Angelegenheit mit einer sms.

So wenig Stil hatte ich mir bisher gar nicht zugetraut! Aber es schien mir in meinem Zustand die einzige Möglichkeit und ein passendes Mittel, um wirklich noch etwas mehr Dramatik und Abartigkeit in die ganze Angelegenheit zu bringen. Schließlich musste ich ja am nächsten Tag meinen ganzen Freunden auch eine interessante Story bieten können und schon allein aus diesem Grund dürfen Langeweile oder einfache bzw. normale Dinge gar nicht erst in meinem Leben existieren.

02.08.2007

Teil 1

„Wie bitte bin ich denn in diese Scheiße geraten?“

oder

"Der ganz normale Wahnsinn meines Lebens“


Bestandsaufnahme:

Ziemlich emotional am Boden bin ich im Moment gerade mal wieder. Zumindest hab ich im wirklich letzten Moment mein übrig gebliebenes bisschen Stolz und Würde vom Boden aufgekratzt und versuche gerade verzweifelt, mich damit noch davon zu stehlen. Ich würde es mir jedoch durchaus zutrauen, dass mein Lauf ins Stocken gerät und ich die letzten Fetzen Selbstachtung in alle Winde streue. Nicht, weil ich das rein rational für angebracht halte, sondern einfach und allein der Dramatik zu Liebe, fände ich das eine überaus nette Idee. Ich hab mich emotional gesehen total übernommen, mit dem Resultat, dass ich mal wieder – wie schon so oft- der unausgeglichenste und nachdenklichste Mensch bin, den man sich vorstellen kann. Stundenlange Schlaflosigkeit, wirre Gedanken, die sich mit großer Beharrlichkeit im Kreis drehen, Meinungen und Einstellungen, die sich jeden Tag ändern und Gefühle, die sich weder zuordnen lassen noch irgendwie der Situation entsprechend wären, quälen mich den ganzen Tag. Etwas abwesend geistere ich durch meinen Alltag und frage mich, was eigentlich schief gelaufen ist.

Ursache allen Übels sind jedoch nicht meine Examensprüfungen, die eigentlich meine komplette Aufmerksamkeit in Anspruch hätten nehmen sollen. Auch nicht meine Vorbereitungen für Paraguay oder mein momentaner Job machen mir wirklich zu schaffen. Das sind alles Dinge, die mich noch nicht mal wirklich interessieren seit diesem einen zauberhaften, schicksalhaften Abend der mein Leben grundsätzlich ändern sollte.

Grund meiner geistigen Umnachtung ist, wie auch nicht anders zu erwarten, ein Kerl, den ich seit knapp einem Monat kenne. Die Kürze der Zeitspanne sagt jedoch nichts über die Intensität oder das Ausmaß des Fiaskos aus, das ich hier gerne schildern möchte. Da mein Leben konstant in 16 facher Geschwindigkeit abzulaufen scheint, kann ich in einem Monat so einiges gegen die Wand fahren, gigantisch viele Fettnäpfchen aufsuchen und mich zielstrebig und sehr geschickt in eine total verfahrene Situation navigieren, aus der ich dann so schnell nicht wieder heraus komme, ohne wirklich Federn dabei zu lassen.

Ausgangspunkt bzw. Beginn der Dramatik

Begonnen hat unsere kleine Romanze an einem schicksalhaften Abend, den ich mit meinen Freunden in meinem Lieblingsclub verbracht habe. Allein die Tatsache, mal wieder von jemandem angesprochen worden zu sein, der irgendwie in meiner Liga zu spielen schien, war schon Grund genug für mich, ihn in der selben Nacht noch mit nach Hause zu nehmen. Es hat sich so angefühlt, als ob das so seine Richtigkeit hat und im Nachhinein möchte ich eigentlich fast behaupten, dass unser erstes Treffen etwas Magisches hatte. Etwas magisch anziehendes auf jeden Fall, denn wie zwei Magnete klebten wir nach sehr kurzem Einleitungsgeplänkel aneinander. Nach bald zwei Jahren an Affären und anderem Belanglosem, was durchaus in der Lage ist einen darüber hinwegzutäuschen, dass es doch noch ernste Gefühle gibt, eigentlich auch nicht besonders verwunderlich, dass ich gar nicht mehr auf die Idee gekommen bin, mich für demnächst auf einen Kaffee zu verabreden. Mir war innerhalb der ersten paar Minuten ja schon fast klar geworden, dass ich unmöglich auf morgen warten kann um zu wissen, ob er im Bett denn auch hält was der erste Eindruck meiner Fantasie zu verstehen gab. Für ein Mädchen messe ich wohl der Tatsache, dass Vorfreude die schönste Freude ist, etwas arg wenig Bedeutung bei. Vor allem das Phänomen, dass wir nicht die Finger voneinander lassen konnten war für mich ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Sache Zukunft hat! Die körperliche Anziehungskraft war gigantisch. Sein Körper bewegte sich nahezu hypnotisierend rhythmisch zur Musik, seine Küsse waren heiß und leidenschaftlich und auch vom Aussehen her fiel er genau in mein Schema. Der philippinische Touch verleiht ihm in meinen Augen das gewisse Etwas und sein Charme ist zwar typisch amerikanisch überzogen, aber genau das richtige, wenn man unter einem sehr stark gesteigerten Aufmerksamkeitsbedürfnis leidet. „It is going to drive me crazy not seeing you over the entire weekend“ war der Text der ersten sms, die ich von ihm im Anschluss an eine heiße Nacht erhalten habe.